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Sustec: Ein Start-up macht den Beizprozess umweltfreundlich

factorynet.at 27.09.2016 - Gut für die Umwelt und die Geldbörse: Dem Klosterneuburger Start-up Sustec ist es gelungen den Beizprozess von Edelstahl soweit zu optimieren, dass nicht nur Ressourcen gespart werden, sondern auch kein giftiger Metallschlamm mehr entsteht.

Giftiger Metallschlamm und ätzende Säuren. Fabian Storek’s Welt ist keine ungefährliche. Der Beizprozess von Edelstahl hat es dem Gründer des Start-ups Sustec angetan. Ein Prozess, der als besonders umweltschädlich aber notwendig gilt - wird dort die Oxidschicht von wärmebehandelten Stahlbändern entfernt, um sie korrosionsbeständig zu machen. Benutzt werden dafür Salpeter- und Flusssäure. Das Abfallprodukt: Ein giftiger Metallschlamm, dessen Entsorgung nicht nur umweltkritisch, sondern extrem teuer ist. Den Klosterneuburgern ist es gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, dass nicht nur den Metallschlamm vermeidet, sondern den Kunden bis zu 91 % Säurekosten spart. Ein Meilenstein in der Edelstahlproduktion.

Das Grundproblem der Edelstahlproduktion

Wer schon einmal in einem Stahlwerk war, kennt die glühend heißen Brammen die durch einen Walzprozess immer dünner werden, um schlussendlich als aufgerollte Bänder das Werk zu verlassen. Doch bis aus solchen Brammen dünne Bleche werden, bedarf es nicht nur kräftiger Walzen sondern auch einem Beizprozess. Denn an der Luft oxidieren diese Brammen mit Sauerstoff“. „Es entsteht eine Oxidschicht, die es zu entfernen gilt“, erklärt Storek. „Sonst ist der Stahl nicht korrosionsbeständig.“ Für diesen Beizprozess verwendet die Industrie seit Jahren eine Mischung aus Fluss- und Salpetersäure. Um Grenzwerte einzuhalten, versuchen die Stahlproduzenten die Säuren nach dem Beizprozess mit Kalkmilch zu neutralisieren und die Metalle auszufiltern. Übrig bleibt ein toxischer Metallschlamm, dessen Entsorgung als sehr problematisch gilt. „In Österreich kostet eine Tonne bis zu 500 Euro“, berichtet der studierte Verfahrenstechniker.

Fast abfallfreier Kreislauf

Zwar gibt es schon Verfahren (wie die Pyrohydrolyse) die durch Verdampfen der Säuren, Teile davon wieder zurückgewinnen können und den Metallschlamm weitgehend vermeiden. Dennoch ist das „nicht das Gelbe vom Ei“, kritisiert es Storek. „Im Gegenteil die hohen Temperaturen lassen die Salpetersäure zerfallen und setzen so giftige Stickoxide frei.“ Diese müssen wiederum durch Katalysatoren aufwendig neutralisiert werden. Genau hier setzt das Regmax-Verfahren von Storek an. Indem die Klosterneuburger die Säuren bei niedrigeren Temperaturen „trocknen“ und nicht verdampfen vermeiden sie die Stickoxide. Jener Teil, der im Beizprozess mit den Säuren reagiert hat (die Oxidschicht) wird so zu einem Metallsalzpulver ohne Salpetersäure. Erst dieses Salz wird der Pyrohydrolyse unterzogen. Die daraus gewonnen Metalloxide können als Rohstoff der Stahlproduktion wieder zugeführt werden. „Die restlichen gasförmigen Säuren werden mit einer Flüssigkeit gebunden und dem Beizbecken  wieder beigemengt“, erklärt Storek den Kreislauf.

Industrielle Marktreife

Entwickelt hat Storek das Verfahren bei seinem alten Arbeitgeber, einem Anlagenbauer. Die Edelstahlindustrie zählte aber nicht zu dessen Kerngeschäft, damit wurde die Weiterentwicklung aufgeschoben. Für Storek ein Grund sich selbstständig zu machen. 2013 gründete er dann sein Start-up Sustec. Seither versucht er das Regmax-Verfahren selbst zur Marktreife zu führen – zunächst in beratender Funktion. Seit letztem Jahr als Rechteinhaber. Mehrere Interessenten aus dem In- und Ausland hat das Start-up bereits. Nächstes Jahr soll schon mit dem Bau der ersten industriellen Kleinanlage begonnen werden.

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